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Auf den wilden Spuren von Cowboys und Indianern


Nach einigen Wochen an der Westküste machten wir uns auf ins Inland, zuerst nach Arizona durch die aufgrund der riesigen Saguaro-Kakteen berühmten Wüsten rund um Phoenix ins kältere Zentrum des Bundesstaates und schließlich zum Grand Canyon. Von dort aus ein Abstecher nach Las Vegas in Nevada und noch einmal zurück nach Kalifornien, daraufhin zum ersten Mal nach Utah und unter ständigem Überqueren der Utah-Arizona Grenze nach Colorado. Noch ein letztes Mal zurück nach Utah bevor es dann nach Idaho, Wyoming und schließlich in unseren zehnten und auch gleichzeitig letzten Staat, Montana.

Wie man sieht, was dieser Teil unseres Road Trips ein anstrengender, voller Hitze, endlosen Fahrten und unendlich vielen Stopps quer durch den Südwesten der USA.

Der Mogollon Rim war unser erster Stopp und gleichzeitig so gar nicht das, was man von Arizona erwarten würde. Statt Wüste gab es hier Wälder und unzählige Rehe. Um einen Blick auf das Gebirge zu bekommen, schleppte uns Ducky kilometerweit einen holprigen Dreckweg durch den Wald entlang. Der Ausblick lohnte sich, doch leider wurde unser Off-Road Abenteuer schneller beendet als gedacht, denn auf halber Strecke trafen wir auf Polizei, Feuerwehr und eine riesige Schranke - der Wald brannte (wie man auf dem Bild ziemlich deutlich sieht) und es war zu gefährlich, weiter zu fahren.

Einige Kilometer weiter und es sah schon eher nach dem Arizona, das man erwartet, aus. Der Red Rock State Park in der Mitte Arizonas ist benannt nach seinen riesigen rostroten Sandsteinfelsen, durch die eine malerische Straße bis zum wieder wesentlich grüneren Flagstaff führt.

Oh der berühmte Grand Canyon - endlose Weiten, der wilde, türkise Colorado im Tal und der strahlend blaue Himmel darüber. Schönheit soweit das Auge reicht und meiner Meinung nach noch beeindruckender als man ihn sich vorstellt. Was mich am Grand Canyon so sehr faszinierte, war unter anderem die bei vielen anderen Naturwundern der USA fehlende Rückzugsmöglichkeit. Die Möglichkeit,sich an den Rand des Canyons zu setzen und die Landschaft einfach einmal in Ruhe auf sich einwirken zu lassen, hatte ich nach den unglaublich überlaufenen Aussichtspunkten des Yosemite Parks nicht erwartet.

Klar gibt es auch hier einen Überfluss an Touristen, aber alles was man tun muss, ist den einfachen Wanderpfad 'Rim Trail' ein Stück entlang zu laufen, bis man die Aussichtspunkte mit Parkplätzen hinter sich gelassen hat und schon kann man sich einen wunderbar ruhigen Felsenplatz suchen.

Zum Schlafen parkten wir Ducky im Wald direkt neben dem Grand Canyon und konnten dort auf einen Feuerturm klettern, von dem wir die Sonnen über der gigantischen Felsenlandschaft untergehen sahen. Um die ganze Erfahrung noch abzurunden, besuchte uns beim Waldfrühstück ein gigantischer Wapiti, der sich aber zum Glück mit dem was er im Wald fand zufrieden gab.

Bei mehr als unangenehmen 45 Grad machten wir uns auf nach Las Vegas. Den Tag verbrachten wir aber mit Videospielen und All-you-can-eat Pizza, denn für alles andere war es einfach zu heiß. Nachdem die Sonne endlich untergegangen ging es dann zum 'Strip'. Dort angekommen mussten wir diese exzessive, überspitzte Stadt erst einmal auf uns wirken lassen. Bunte Neonlichter, Hotels und Menschen soweit das Auge reicht tragen zu einer so surrealen Szenerie bei, dass man sich wirklich wie in einem kitschigen amerikanischen Film fühlt.

Für einen krassen Gegensatz ging es vom schrulligen Las Vegas ins karge und stille Death Valley. Bei satten 53°C (128°F) fuhren wir im klimatisierten Auto durch die außerirdisch wirkende Landschaft bis zum tiefsten Punkt der USA und beteten, dass uns kein Reifen platzen würde. Die Nacht verbrachten wir auf einem Berg außerhalb des Parks, diesmal in Gesellschaft von Mauleseln.

Für einen kurzen Abstecher ins Grüne fuhren wir zum Sequoia Nationalpark, den wir auf unserer Route die kalifornische Küste hinunter irgendwie verpasst hatten. "Keine große Sache", sagten wir uns und begannen den achtstündige Abstecher zurück nach Westen - ein Vorhaben, das bei deutschen Spritpreisen einfach undenkbar wäre.

Dort angekommen, bestaunten wir die riesigen Mammutbäume und Ausblicke ins grüne Tal und machten uns dann wieder auf den Weg zurück in die Wüste nach Las Vegas, das wir aufgrund unseres Umweges noch einmal durchquerten.

Eines unserer beeindruckendsten Ziele war für mich das Valley of Fire. Felsen so rostrot wie ich es eigentlich von den Red Rocks in Sedona erwartet hätte, weniger Touristen als in den Nationalparks und mehr Freiheiten des eigenen Erkundens der Landschaft nur ein paar Meter vom Parkplatz entfernt machte das Valley of Fire für mich zum einzigartigen Erlebnis.

Unser erster Zielort im Bundesstaat Utah war der Zion Nationalpark. Sehr zu empfehlen ist hier der einfache Canyon Overlook Trail, von dessen Ende man einen atemberaubenden Ausblick über den Park hat.

Wenn es etwas Abenteuerlicheres sein darf, ist der berühmte Narrows Trail ein absolutes Muss. Der gesamte Trail führt durch ein Flussbett und nach etwa einer Stunde hat man die Touristenmassen hinter sich gelassen und kann die raue Natur des reißenden Flusses in Ruhe genießen. Nach einer Stunde mussten wir leider umkehren, denn wir hatten nicht die passende Ausrüstung für so ein Abenteuer, aber wer sich genug Zeit zum Planen nimmt, wird diese Erfahrung sicher nicht bereuen.

Ein weiteres, einfach surreal scheinendes Naturwunder der USA ist der Bryce Canyon Nationalpark. Tausende Hoodoos - so werden die fast wie versteinerte Wesen aussehenden Felspyramiden genannt - machen den ganz besonderen Charme eines meiner liebsten Nationalparks aus.

Als Backpacker muss man ja bekanntlicherweise immer sparen, weshalb der Antelope Canyon mit seinen satten $60 Eintritt pro Person nicht in Frage kam. Stattdessen suchten wir nach Alternativen in Form von anderen Slot Canyons. So stoßen wir auf den viel weniger bekannten Zebra Slot Canyon und plannten unseren Ausflug dahin. Übernachten in der Wüste, Aufstehen zum Sonnenaufgang, eine Stunde Fahrt auf einer Dreckstraße bis zum inoffiziellen Parkplatz am Start des noch weniger offiziellen Trails. Darauf folgte eine ca. zwei Stunden lange Wanderung in nun mittlerweile praller Sonne durch ein ausgetrocknetes Flussbett und gleichzeitig unserem einzigen Anhaltspunkt zum Verlauf des Trails.

All das hatte sich aber gelohnt, als wir am Eingang des Slot Canyons standen und unsere Erkundung des Inneren der Schlucht begann. Sie war gerade so breit, dass man sich hindurchzwängen konnte. An manchen Stellen jedoch musste man sich etwas die Wände hinaufhangeln, um sich weiter fortbewegen zu können. Es war genau die Art Abenteuer, die uns bisher auf unserem großen Roadtrip noch gefehlt hatte.

Einen kleinen Zwischenstopp legten wir am berühmten Horseshoe Bend ein, um ein paar typisch-touristische Fotos zu knipsen und dann leider zähneknirschen festzustellen, dass es unmöglich war, dieses gigantische Naturwunder ohne Weitwinkel-Objektiv einzufangen.

Seit Kindheitstagen hatte der Wilde Westen einen ganz besonderen Platz in meiner Fantasie. Denkt man an ihn, denkt man automatisch auch an Freiheit, endlose Weiten und Abenteuer auf dem Rücken eines Pferdes. Auch wenn man dann tatsächlich davor steht, ist das Monument Valley nicht weniger beeindruckend und erweckt das Verlangen, sich nun auch auf ein Pferd zu schwingen und in die karge Wildnis loszureiten. Stattdessen stiegen wir in unseren nicht weniger abenteuerlichen "Packesel" Ducky und wagten uns auf die einzige Straße, die durch den Navajo Tribal Park führt. Wir mussten jedoch schnell feststellen, dass unsere alte Karre dem Ganzen nicht gewachsen war, und da wir nix riskieren wollten, drehten wir auf Hälfte der Strecke wieder um. Das war aber alles weniger schlimm, denn den ikonischen Ausblick kann man zum Glück vom Parklplatz aus genießen.

Im Bundesstaat Colorado war unser einziges Ziel der Mesa Verde Nationalpark. Dieser ist einzigartig im Vergleich zu allen anderen von uns besuchten Nationalparks, denn seine Hauptattraktion ist nicht die Natur, sondern die Ende des 12. Jahrhunderts von den Pueblo-Indianern errichteten Dörfer. Im Park sind viele davon aufgrund ihrer Lage unter riesigen Felsvorsprüngen noch gut erhalten. Sehr zu empfehlen ist in diesem Park auch das Visitor-Center, in dem man viel über die Pueblo-Kultur und den generellen Beitrag der Indianer zu unserer modernen Kultur lernen kann.

Zurück in Utah ging es zuerst zum Canyonlands Nationalpark, der zwar schön anzusehen, aber nach all unseren anderen Zielen meiner Meinung nach nicht weiter beeindruckend war.

Der zweite Nationalpark des Tages war Arches, der berühmt ist für seinen auf den Utah-Kennzeichen abgebildeten Delicate Arch, der im rechten Bild zu sehen ist, und noch mehr als 2000 andere seinesgleichen.

Einen kurzen, relativ ungeplanten Zwischenstopp legten wir im Capitol Reef Nationalpark in Zentralutah ein. Dieser beeindruckt mit einen grünen Obstkoppeln, Mormonendörfern und generell stressfreier Atmosphäre.

Von Salt Lake City an sich bekamen wir absichtlich nicht viel zu sehen, doch die eine Nacht, die wir im Rotary Park neben der Stadt verbrachten, bleibt in Erinnerung. Wir waren an dem Tag lange gefahren und mussten uns nun wie immer einen Schlafplatz suchen. Apps gecheckt, losgefahren - so einfach gehts. Zumindest dachten wir das, bis dann der Weg zum Zielort immer steiler und enger wurde. Wir hatten jedoch keine Wahl, denn nirgendwo hätten wir umdrehen können und selbst wenn, hätte uns dann immer noch ein Schlafplatz gefehlt. So erklommen wir langsam aber stetig den Berg. Als wir an einem Schotterparkplatz hoch in den Bergen angekommen waren, orientierten wir uns erneut und fanden den "Weg", den wir laut App fahren sollten. Dieser war allerdings gut überschwemmt und im Dunkeln trauten wir uns da nicht heran. So blieb uns nichts anderes übrig, als das Auto auf dem Parkplatz abzustellen und zu hoffen, dass wir nicht von einem Parkranger mitten in der Nacht vertrieben würden. Wir hatten Glück und wurden außerdem am Morgen mit einem meiner liebsten Ausblicke belohnt. Nachdem wir so viel Zeit in der Wüste verbracht hatten, konnten wir eine Landschaft voller Bäume, Berge und Wasser erst einmal wieder richtig würdigen.

Jetzt mussten wir nur noch wieder ins Tal gelangen...

Es gibt wohl kaum einen szenischeren Nationalpark als den Grand Teton, weshalb man hier vielen Künstlern beim Bob Ross-mäßigen Malen zuschauen kann. Der Park hat endlos grüne Wiesen, Wälder und schneebedeckte Berge vorzuweisen ohne von Touristen überschwemmt zu sein.

Eines meiner liebsten Ziele unseres Roadtrips war definitiv der Yellowstone Nationalpark. Nie zuvor hatte ich so eine einzigartige Landschaft gesehen. Der gesamte Park liegt auf einem Vulkankrater und ist deshalb voller heißer Quellen und Geysire, die diesen beeindruckenden Ort ausmachen. Ganz nebenbei kann man mit ein wenig Glück außerdem gigantische Bisons beim gemütlichen durch den Park spazieren (und Straßen blockieren) beobachten.

Unser letzter Stopp in den Staaten - der Glacier Nationalpark - war ein weiteres Highlight und sticht mit seinen rauen, an die Fjordlandschaft Norwegens erinnernden Bergen und Seen hervor. Am besten gefallen haben mir hier die Eiswände, die neben der Straße hervorragen und hinter die man mit etwas Abenteuerlust klettern kann, um den Ausblick auf das Tal in Ruhe genießen zu können.

Damit wars das an Bildern und Berichten über meine Zeit in den USA und obwohl wir natürlich noch viel mehr erlebt haben, ist es unmöglich, das alles in Worte zu fassen ohne ein Buch zu schreiben.

Folgen wird ein Post über den Rest unserer Strecke in Kanada mit atemberaubenden Bildern aus Banff, Jasper und dem Okanagan.

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